Eine grundsätzlich positive Möglichkeit des Webs ist es, durch ein Zusammenkommen verschiedenster Menschen einen Austausch zu gewährleisten. Dieser umfasst neben dem „Netzwerken“ auch das gemeinsame Lösen von Problemen oder die Besprechung beispielsweise eines Buches. In dieser geben im besten Falle möglichst viele Leser konstruktive Kommentare zum Buch ab und erleichtern so einem Kauf-Interessierten die Entscheidung.
Mit stärkerer Verbreitung des Webs wird es nun allerdings immer mehr zum Trend auch andere Menschen zu bewerten. Besonders in Amerika sind diese „Online-Pranger“ beliebt. Dort existiert bereits seit Juli 2007 die Seite rottenneighbour.com, die aus Deutschland mittlerweile nicht mehr erreichbar ist. Hier wird fröhlich auf pöbelnde Nachbarn hingewiesen und Neuankömmlinge werden vor vermeindlichen Gefahren des Wohngebietes gewarnt.
Kaum ist die Seite in Amerika allerdings nicht mehr erreichbar, versucht ein kleiner Ableger auch in Deutschland aus diesem Konzept sogar noch Gewinn zu machen. So verspricht der Dienst namens NachbarTest im Community-Format „Warnungen vor vorbestraften Personen in der Nachbarschaft“ sowie ein Knüpfen von Kontakten unter Nachbarn. Die Mitgliedschaft auf dieser Seite kostet nach einem 14-tägigen Test schlappe 5 Euro monatlich, was dem Ganzen meiner Meinung nach noch die Krone aufsetzt.
Hierbei wird mit der Angst vor schlechten Nachbarn bzw. mit der Angst selber vielleicht schlecht bewertet zu sein gespielt. Dies sieht man auch anhand der Vorwürfe, die Verbraucherschützer gegen den Betreiber erhebt. Dort ist vor allem von einem undurchsichten Abo-Angebot und „arglistiger Täuschung“ die Rede.
Einen weiteren Dienst, der das noch auf die Spitze treibt, habe ich bei Basicthinking gesehen. Bei diesem „Personrating“ geht es um das anonyme Bewerten konkreter Personen nach den aussagekräftigen Kriterien „Sexy“, „Smart“ oder „Successful“. Dies geschieht natürlich ohne die Zustimmung der betreffenden Person.
Auf den ersten Blick unvorstellbar, ist es beim zweiten Hinsehen auch nur ein für jeden einsehbares „Spickmich“ für die gesamte Gesellschaft. Hier werden Lehrer genauso anonym denunziert und bewertet, der einzige Unterschied ist die vermeintliche Eingrenzung der Angaben auf die eigenen Schüler.
(Foto: vox_efx)
Solche Dienste werden dafür sorgen, das die Informationsfreiheit des Internets zu Grunde gehen wird.