Auch nicht so erfreuliche Trends sollten hier mal Erwähnung finden… Der Strom wird seit Jahren immer teurer und die Zahl der Zahlungsunfähigen häuft sich infolge dessen. Allein in Berlin gibt es etwa 30.000 Haushalte, denen im vergangenen Jahr der Strom abgestellt wurde. Nun will der Staat scheinbar zu Hilfe kommen…
Die Berliner Zeitung berichtete unter anderem von Kerstin Haack (41), Mutter zweier Kinder aus Hellersdorf.Die Hartz-IV-Empfängerin und gelernte Näherin weiß wie es ist, abends bei Kerzenschein zuhause zu sitzen und sich warmes Wasser bei Bekannten zu holen, wo sie ab und zu auch kochen und waschen kann. Mittagessen gibt es in der Arche, sollten alle Stränge gerissen sein.
Auch in Köln müssen sich immer mehr Menschen auf Kerzenlicht umstellen. Im Jahr 2008 wurde rund 8.000 Haushalten der Strom abgestellt, im Jahr 2011 waren es dann schon 10.936. Insgesamt waren allein in Nordrhein-Westfalen 2010 etwa 120.000 Haushalte ohne Strom, deutschlandweit rechnet man mit ca. 600.000 „Stromlosen“.
Seit dem Jahrtausendwechsel, stiegen die Strompreise um 40 Prozent, so die Verbraucherzentrale. Von durchschnittlichen 597 stiegen die Kosten folglich auf 1040 Euro für einen Vier-Personen-Haushalt. Laut Gerhard Billen, Chef der Verbraucherzentrale, könnten die Kosten bis 2014 um weitere 240 Euro im Jahr steigen, laut der Unternehmensberatung McKinsey könnte ein Vier-Personen-Haushalt sogar eine Preissteigerung auf 1600 Euro im Jahr erwarten, was 60 Prozent entspräche.
Die logische Folge: die finanziell Schwachen sind die Ersten, die nicht mehr zahlen können. Das betrifft nicht nur Arbeitslose, sondern auch Aufstocker und Geringverdiener. Ihnen bleibt oft nichts weiter übrig als sich Hilfe zu suchen, wie die von Reinhard Hein, einem Sozialarbeiter beim Deutschen Roten Kreuz. Hier kann man zumindest in der Hinsicht Unterstützung bekommen, dass einem dabei geholfen wird, beim Arbeitsamt ein entsprechendes Darlehen zu beantragen, sodass die offenen Rechnungen bezahlt werden können. Allerdings geht dies auch mit einer 10prozentigen Kürzung der Regelleistung einher, bis die Schulden beglichen sind.
Um bis zu 25 Prozent soll der Strom bis 2020 teurer werden, so die Prognosen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation angesichts der negativen Aussichten entwickelt und wie die Politik reagieren wird. Aus diesem Grund wollen die Linken in einem Sozialausschuss über Lösungen diskutieren, sodass der tägliche Grundbedarf an Strom für jeden Haushalt gedeckt ist, meint Fraktionssprecher Jörg Detjen.
Ebenfalls auf Grundlage der enormen Strompreisentwicklung, fordert die Verbraucherzentrale nun eine Angleichung der Hartz-VI-Regelsätze. Empfänger sollten Zuschüsse erhalten anstatt Darlehen beantragen zu müssen, fordern verschiedene Wohlfahrtsverbände. Vom Arbeitsministerium wurden derartige Forderungen bislang zurückgewiesen. Nur wie lange noch?
Bild: AlexValent/istockphoto.com
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