Natürlich ist unser Essen immer dreidimensional und lässt sich von allen Seiten betrachten, doch der neuste Trend “3D-Food“ bringt die Kunst der Zubereitung von Nahrungsmitteln auf eine ganz neue Stufe. Als Weiterentwicklung der bereits alltagstauglichen 3D-Drucker werden statt künstlichen Materialien wie Plastik neuerdings Schokolade, Kaugummi und Co. eingesetzt. Das Ergebnis: individuelle Köstlichkeiten und kreative Eigenwerke, die groß und klein beeindrucken.
Die niederländische Supermarktkette Albert Heijn startete Anfang 2015 ein Pilotprojekt dieser Art. Unter Verwendung portabler 3D-Drucker war es den Kunden direkt im Laden möglich auf ein Display ihre Grafik zu zeichnen, die dann wiederum als Schokoladenemblem gedruckt wurde. Da das Material möglichst weich und formbar sein sollte, griff man die ersten Tage zum allseits bekannten Nutella-Glas. Die ohnehin schon cremige Substanz musste nicht extra warm gehalten werden und konnte so direkt in das System eingespeist werden. Alternativ nutzte man dann auch auf bestimmte Temperaturen erwärmte Schokolade, die nach dem Druck wieder erhärtete. Die Modelle ließen sich so komplexer gestalten und konnten deutlich stabilere Formen annehmen. Entwickelt wurden die kulinarischen 3D-Drucker in Zusammenarbeit der FabLab Maastricht und der Maastricht Universität. Sollte das Projekt weiterhin erfolgreich sein, werden in Zukunft weitere Supermärkte mit dieser Technologie ausgestattet, um den Kunden einen persönlichen Mehrwert beim Einkauf zu bieten und natürlich um potentielle Käufer anzulocken.
Auch in Deutschland reift der Fortschritt der Druckmöglichkeiten. Derzeit forscht die Fachhochschule Weihenstephan in Freising an neuen Wegen, das Essen auf den Teller zu bringen. Zum Beispiel werden aus Erbsenpüree und Geliermasse – zur großen Überraschung – Erbsen gedruckt. Nur Spielerei oder hat das auch einen Sinn? Tatsächlich verbergen sich hinter den Forschungen mehr und weniger offensichtliche Nutzen. Zum einen unterstützt die NASA solche Projekte, um bei der Raumfahrt optisch angenehmere Nahrung anzubieten anstatt nur trockene Pulvertütchen und zum anderen soll älteren Menschen mit Kau- und Schluckbeschwerden die Einnahme durch sogenanntes Smooth-Food erleichtert werden. In beiden Fällen wird weiche, praktische Nahrung ansprechend aufgewertet, um vor allem psychische Aspekte zu unterstützten. Schließlich möchte keiner jeden Tag den selben Einheitsbrei essen. Die Kehrseite der Medaille könnte allerdings schon bald ganz anders aussehen: genmanipulierte oder im Labor gezüchtete Substanzen, die dann als vorgegaukelte Nahrung genau so aussehen, wie echte. Kommt der Hähnchenschenkel dann nur noch aus dem Drucker?
Die Arbeit der Forschungsinstitute erinnert stark an (noch fiktive) Szenarien, in denen kein echtes Obst und Gemüse mehr genießbar ist oder womöglich gar nicht mehr angebaut werden kann. Bis es jedoch so weit kommt, sollte man dem 3D-Essen in gewisser Weise eine Chance geben, denn gerade individuelle Verzierungen auf der Geburtstagstorte oder wahre Kunstwerke könnten der Schoko-Trend 2015 werden. Auch für Unternehmen ist eine solche Werbemaßnahme durchaus attraktiv. Als kleiner Merchandise-Gag Kekse mit eigenem Logo zu verzieren kennt man ja schon, aber das Firmen-Maskottchen als Schokofigur? Das hat doch was.
Bilder: © Flickr/Latente.it, PROMARKETING® GmbH
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