Das Internet, wie wir es heute kennen, ist anfällig für Angriffe, lässt sich durch Abschaltung leicht zensieren und funktioniert nicht immer und überall. Zeit, sich nach Alternativen für eine drahtlose Kommunikation für alle umzusehen. Doch für wen sind sie aktuell verfügbar, sind sie auch wirklich sicher, können sie die immer wieder eingeforderte Netzneutralität gewährleisten und schützen sie vor Spionage? Alle diese Fragen wollen wir versuchen, in diesem Artikel zu beantworten.
Warum ist ein störungsfreier Zugang zu Informationen so wichtig? Eine berechtigte Frage vorab… Internet, immer und überall – wäre das nicht toll?! Für die meisten Mitteleuropäer stinknormaler Alltag, aber in den Schwellenländern und den Ländern der Dritten Welt leider immer noch Wunschdenken. Das Internet, so wie wir es heute kennen, grenzt immer noch zu viele Menschen (zirka zwei Drittel der Weltbevölkerung) aus und ermöglicht so leider keineswegs drahtlose Kommunikation für alle. Aber wie soll das ganze ohne DSL und WLAN funktionieren? Wie kommunizieren wir, auch wenn nach einem Erdbeben oder einer Feuerkatastrophe die Mobilfunknetze zusammengebrochen sind? Denn gerade in Notsituationen wird klar, dass eine stabile Kommunikation einen enormen Einfluss auf koordinierte Rettungsmaßnahmen hat und das sie dabei hilft, Menschenleben zu retten. Auch in unzugänglichen und kaum erschlossenen Gebieten. Und es dürfte auch klar sein, dass die Informationsbeschaffung und der Austausch darüber frei von jeglicher Zensur oder die Manipulation durch Dritte sein sollten.
Sicher im Internet unterwegs: In Zukunft nur noch mit Verschlüsselung?
Beim Thema Sicherheit kommt auch Verschlüsselung ins Spiel. Betrachtet man die großen Finanzdienstleister oder andere Onlinedienste wo täglich größere Geldsummen digital getätigt werden, so kann man feststellen, dass momentan die digitale 128-bit SSL (Secure Socket Layer)-Verschlüsselung der Mindest-Standard ist, um Transaktionen über das Internet zu schützen. So werden beispielsweise Zahlungen mit Kreditkarte verschlüsselt übertragen und danach auf einem sicheren Server gespeichert, der durch Firewall-Systeme geschützt ist. Hinzu kommt noch spezielle Software für das sogenannte Sicherheitsinformations- und Ereignis-Management (SIEM) zum Einsatz. Diese fasst Ereignis-, Bedrohungs- sowie Risikodaten zusammen und liefert fundierte Sicherheitsinformationen. So können Banken, Zahlungsanbieter oder auch Online Casinos oder Buchmacher schnell auf Sicherheitsverletzungen und andere Cyber-Bedrohungen reagieren.
So ist die Sicherheit schon jetzt ein wichtiges Kriterium für Nuzter respektive Kunden, die Angebote nutzen wollen, wo Geld im Spiel ist. Wer nicht die nötigen Sicherheitszertifikate oder „Gütesiegel“ wie Trusted Shops o.ä. vorweist, hat es schwer das Vertrauen für digitale Geldtransaktionen zu gewinnen. Es passiert halt immer noch zu häufig, dass Daten einfach gestohlen werden. Und wenn die Kreditkartendaten in falsche Hände geraten, ist es leider zu spät.
Oder auch nicht weniger ärgerlich: Wenn man gerade als passionierte Online Casino Besucher beim online Poker mit einer Gewinnerhand All In geht und die Verbindung verliert… das kostet einem dann einen potenziell großen Gewinn. Da können die Anbieter von Online Casino Games oder auch Live Sportwetten selbst technisch bestens gerüstet sein, aber wenn der User eine schlechte Verbindung hat, können sie da auch nichts machen. Wer mit dem Smartphone spielt, kann Glück haben und den Ausfall des WLAN Netzes über die mobilen Daten kompensieren. Deshalb konzentrieren sich Anbieter wie 32Red oder EuroPalace auf „schlanke“ (datensparende) Apps, die wenig Traffic verbrauchen.
Aber nun zurück zu den eigentlichen Internet Alternativen der Zukunft…
Mesh-Networks – Der DIY Internet Zugang
Wie wir vor ein paar Monaten schon berichteten, sind Mesh-Networks ein heisser Kandidat auf die beste Alternative zum herkömmlichen Internetzugang über DSL bzw. Kabel. Ein Mesh-Network bietet seinen Usern einen zuverlässigen und kostenfreien bzw. kostengünstigen Zugang zur drahtlosen Kommunikation. Im Gegensatz zu der normalen Einbindung an einem drahtgebundenen Zugangspunkt, kommuniziert man bei einem alternativen Netzwerk mit Hilfe von Funk-Signalen, die entweder über einen Ballon oder einen Satelliten zur Erde geschickt werden und somit dezentrale, drahtlose Zugangspunkte schaffen.
Weil es bei einem Mesh-Network keinen etablierten ISP (Intenet Service Provider) braucht, kann auch beim Ausfall eines Netzwerkknotens ständig ohne Unterbrechung weiterkommuniziert werden, denn dieses Netzwerk kann sich selbst heilen. Im Unterschied zum Heimnetzwerk, bei dem der drahtlose Zugang über einen kabelgebundenen Router geschieht, muss beim Mesh-Netzwerk maximal ein einziges Gerät direkt über ein Kabel mit dem Netz verbunden sein. Alle anderen User bzw. Knoten greifen dann nur auf das Mesh-Network selbst zu. Damit kommt diese Netzwerkform ohne neu zu legende Kabel aus und kann so auch in entlegenen, Internet-technisch noch nicht erschlossenen Gebieten drahtlose Kommunikation ermöglichen.
Hierzulande sollte man das Projekt Hyperboria im Auge behalten. Hier ein kurzes Video mit einer Erklärung wie es funktioniert.
Outernet – WLAN via Satellit
Das Start-Up Outernet will das Internet neu erfinden, ohne es dabei kopieren zu wollen, denn eines muss gleich klar gesagt werden: Outernet ist nicht gleich Internet. Es ist eher eine öffentliche Bibliothek, die ausschließlich den Zugang auf die auf den Servern von Outernet abgelegten Internet-Inhalte ermöglicht. Das Unternehmen um Gründer Syed Karim sendet seine Daten über geostationäre Satelliten in den Orbit. Von dort aus werden die Daten dann über ein Radio-Signal wieder zurück zur Erde geschickt, wo jeder, der möchte, kostenfreien Zugriff auf diese Daten hat. Das funktioniert allerdings nur als Einbahnstraße. Es geht nur um den Empfang von Daten und nicht um das eigene Erstellen und Hochladen von Webinhalten. Aber zumindest will man mit dieser Technologie von Outernet komplette Webpages als auch News, E-Books, Videos oder Musik in entlegene Gebiete transportieren, die heutzutage noch vom normalen Internetempfang gänzlich abgekoppelt sind oder in denen ein Regime den Zugang zum Netz kontrolliert.
Zum Empfang der Daten benötigt ihr nämlich entweder eine sogenannte Lantern oder das Outernet-eigene DIY Receiver Kit. Das mit Raspberry Pi B+ ausgestattete Gerät kann sowohl die Webinhalte wie auch Free to Air-TV-Angebote empfangen.
Zu 100% Sicher vor Zensur ist das Outernet aber nicht, da auch dieses System von einem totalitären Regime lahmgelegt werden könnte, in dem alle verwendeten Funkfrequenzen gestört oder das Empfangsgerät Lantern verboten werden. Alle Infos zum Outernet findet ihr entweder in dieser Grafik oder in diesem Video:
Project Fi – Googles Einstieg in den Mobilfunksektor
Bei Project Fi handelt es sich nicht nur um ein eigenes Mobilfunkangebot vom Branchenriesen Google. Man will damit auch auf WLAN zurückgreifen. Das Unternehmen will damit den Usern stets die bestmögliche Internetverbindung zur Verfügung stellen, indem es viele freie WLAN-Hotspots in den Städten und urbanen Zentren schafft. Derzeit baut beispielsweise gerade ein Tochterunternehmen des Internetriesen, Sidewalk Lab, in New York bis Ende September ein Netz kostenfreier Hotspots auf. Dafür werden 10.000 alter Telefonzellen zu Wi-Fi-Sendemasten umgebaut, die im Umkreis von rund 90 Metern Internet für Jedermann anbieten. Das Unternehmen arbeitet für sein Project Fi gerade mit vielen Investoren daran, einen freien und kostenlosen WLAN-Zugang rund um den Globus zu etablieren. Zudem kann der Kunde dabei ganz normal telefonieren, SMS verschicken und empfangen und eben WLAN nutzen. Eine manuelle Umschaltung zwischen WLAN und Mobilfunk ist dabei nicht nötig. Sogar während eines Telefonates soll automatisch und unmerklich umgestellt werden. Eine Erkennung der teilnehmenden Hotspots, das Einloggen und die Übergabe zum nächsten offenen Hotspot oder Mobilfunkmasten erfolgen ebenfalls automatisch. Die Kommunikation über die offenen WLAN-Hotspots erfolgt hierbei verschlüsselt, wobei das Unternehmen offenbar auf VPN als Standard setzt. Für rund 20 US-Dollar im Monat gibt es die Telefon- und SMS-Flat. Für zusätzliche 10 $ gibt es 1 GB Datenvolumen. 2 GB kosten 20 US-Dollar. Nicht verbrauchtes Datenvolumen wird dann auf der nächsten Rechnung wieder gutgeschrieben und verfällt so nicht einfach. Einen Haken hat die Sache allerdings: Derzeit funktioniert das Ganze nur mit dem derzeit rund 500 Euro teuren Smartphone Nexus 6 von Motorola. Mittlerweile hat es Tyler Lee von ubergizmo.com geschafft, das Ganze auch mit dem günstigeren Nexus 5 zum Laufen zu bringen.
Project Loon – Ballons bringen Internet für alle
Auch hier engagiert sich Google, denn das Unternehmen will mit Hilfe von Ballons Internet in jeden Winkel der Erde bringen. Die aus Polyethylen gefertigten bestehen aus einer mit Luft gefüllten Innenhülle und aus einer mit Helium gefüllten Außenhülle. Dadurch steigt der Ballon bis in die Stratosphäre und über Ab- bzw. Zugabe von Luft kann die Höhe und damit bedingt auch die Flugrichtung des Ballons gesteuert werden. Die Stromversorgung funktioniert über zwei Solarzellen, die unter dem Ballon angebracht sind. Jeder Ballon kann über LTE einem Umkreis von zirka 40 Kilometer mit Internet versorgen. Ursprünglich war dieses Projekt für Krisenregionen und für Gegenden mit schlechter Infrastruktur gedacht, aber mittlerweile soll es auch in Ländern mit guter Netzversorgung als unterstützendes System eingesetzt werden.
Internet.org – Auch Facebook spielt mit…
Und wo Google mitmischt, sind auch Facebook und Mark Zuckerberg nicht weit weg. Der Social Media-Gigant will das Internet mit Hilfe von Drohnen oder sogar mit Lasertechnik in entlegene Gebiete bringen. Die Ankündigung, Internet für alle, egal ob arm oder reich, liefern zu wollen, stößt allerdings mittlerweile selbst in den Ländern, für die diese Initiative erdacht wurde, auf Widerstand. Der Hauptkritikpunkt: Damit können lediglich 38 ausgewählte Websites und an vorderster Front natürlich Facebook aufgerufen werden. Wahre Netzneutralität sieht anders aus.
Das Projekt startete vor wenigen Monaten in Indien in Zusammenarbeit mit dem Mobilfunkanbieter Reliance. Das auferlegte Ziel, jenen zwei Dritteln der Weltbevölkerung einen Zugang zum Internet zu verschaffen, die bisher keinen haben, ist zwar aller Ehren wert, ist aber eben zu stark auf die Inhalte konzentriert, die Facebook und Co. bei den Usern pushen wollen. So erklärte jetzt das Newsblatt Times of India, das sich erst vor kurzem aus Internet.org ausgeklinkt hatte, „es sei unfair, wenn ein multinationales Unternehmen mit eigenen kommerziellen Interessen auswähle, welche Seiten ein Nutzer aufrufen kann. Eine derartige Praxis baue Hürden für Unternehmen außerhalb des Paketes auf und hindere kleine Firmen daran, neue Nutzer zu erreichen.“
Bluetooth-SIG will Mesh-Funktionen integrieren
Ein wenig anders ist der Ansatz der vor kurzem von der Bluetooth Special Interest Group (SIG) gegründeten Bluetooth Smart Mesh Working Group. Damit sollen anstatt Menschen solche Dinge wie smarte Türschlösser, Lichtinstallationen, Klimaanlagen und sogar Haushaltsgeräte untereinander kommunizieren, ohne dass alle Geräte direkt mit einem Host-Gerät wie einem Smartphone verbunden sein müssen. Damit soll dem IoT, dem Internet of Things, endgültig zum Durchbruch verholfen werden. Mark Powell, Executive Director der Bluetooth SIG, sagte dazu: „Das Nutzenversprechen von Bluetooth-Technologie für das Internet of Things ist unerreicht – sie benötigt am wenigsten Energie, ist am kostengünstigsten und zudem der heute am weitesten verbreitete Funkstandard für das IoT (Internet of things). Die Ergänzung der Bluetooth-Spezifikation durch eine Mesh-Network-Lösung wird dafür sorgen, dass die Technologie völlig neue Marktsegmente erobern wird.“
MegaNet – dezentrales, verschlüsseltes Internet
Bereits im Januar 2014 kündigte Kim Dotcom auf Twitter ein dezentrales, verschlüsseltes Hochgeschwindkeits-Meganet für Dateiübertragung und Streaming an, dass nicht auf IP-Adressen basiere. Mittlerweile steht das Projekt für die Crowdfinanzierung in den Startlöchern, im Januar 2016 soll es soweit sein. Laut ersten Informationen auf torrentfreak.com hat Dotcoms‘ MegaNet das Ziel, ein Netz zu schaffen, dass in keiner Weise zensiert werden kann. Für die nötigen Resourcen sollen Smartphones eine große Rolle spielen: „All Ihre Mobiltelefone werden ein verschlüsseltes Netzwerk […] Sie werden überrascht sein, wie viel ungenutzter Speicher und Bandbreite auf mobilen Endgeräten vorhanden ist. MegaNet wird diese Kapazität für ein neues Netzwerk nutzen“. Dafür soll ein eigenes Protokoll entwickelt werden, das immun gegen Hacker- und DDoS-Attacken ist.
Bilder & Videos: © Google, Outernet, TechCrunch, Ann Millspaugh, Flickr
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