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Überall in den Medien wird derzeit das Jubiläum der Deutschen Einheit gepriesen und als Anlass für Werbekampagnen und Sonderaktionen geschröpft. Endlich eine Gelegenheit, mal wieder Stolz auf die Heimat zu sein und sich bedenkenlos selbst zu feiern. Doch haben wir wirklich Grund dazu? Die Deutschen blicken auf Jahre des gemeinsamen Wiederaufbaus zurück und sind doch oft nicht eins. Da verfehlt dann auch so manche Marketingstrategie das gewünschte Ziel…
Viel passiert
Gerade in Zeiten der Europakrise, Handelsabkommen und Flüchtlingspolitik fällt es vielen schwer, sich mit einer deutschen Einheit zu identifizieren. Aber eins steht fest: Die Emotionen kochen. Umso effektiver schlagen derzeit Spots und Plakate ein, die an den sentimentalen Kern in uns appellieren. Und an unseren Stolz. Es stellt sich die Frage, was nach diesen 25 Jahren Wandel noch von unserer Kultur übrig geblieben ist. Anstatt also die Trends der Zukunft ins Visier zu nehmen, halten auch wir einen Moment inne und schauen zurück auf unsere Geschichte. Wer wir sind, was uns geprägt hat und an was wir uns erinnern möchten.
Die handelsüblichen Boulevardblätter wie Bild, Focus und Spiegel zerpflücken das Thema mal wieder durch rudimentäre Tricks. Hier ein paar fette Überschriften, dort eine Bilderstrecke und das ganze garniert mit ein paar Beispielen aus dem Alltag. Mode, Architektur, Autodesigns – alles sieht so ganz anders aus als vor 25 Jahren (Wer hätte das gedacht). Diverse Vorher-/Nachher-Vergleiche sind allerdings hauptsächlich für jene Generationen interessant, die noch live dabei waren. Das Jubiläum spiegelt auch ihr Leben wider. Währenddessen scheint die Jugend nahezu unberührt, betrachtet die alte Lamellen wie eine Filmdokumentation. Irgendwie weit weg und surreal.
…doch wie wird reagiert?
So unterschiedlich die Altersgruppen mit der Thematik umgehen, umso „feinfühliger“ orientieren sich neuste Werbekampagnen an Vorstellungen ihrer Kunden. Media Markt beispielsweise versteht unter dem Slogan „Immer am Puls der Zeit“ die Weiterentwicklung der hauseigenen Produkte, speziell Fernseher, Handys, Kameras und Co. Was für ein Glück haben wir doch, nicht mehr an der Schreibmaschine sitzen zu müssen und auf die Schwarz-Weiß-Bilder im Röhrenmonitor zu starren. Auch Mobilfunkanbieter, Versicherungen und sogar nicht-deutsche Unternehmen wie spezielle Getränkehersteller nutzen die Gelegenheit, ihr Image zu stärken. Zwischen Goethe, Einstein, Luther, und der Erfindung der Glühbirne taucht mal eben der Beweis auf, wie die Coke über die Mauer kam. Ja wir Deutschen haben so einiges vollbracht, worauf wir stolz sein können.
Und doch hat man bei der ein oder anderen Kampagne den Eindruck, das Unternehmen schreibe sich selbst all diese Leistungen zu. Am Beispiel des Energieversorgungskonzerns RWE wird allerdings deutlich wie Bilder und Texte mit der emotionalen Geschichte verknüpft werden, ohne dass man dabei sinnvolle Rückschlüsse auf den Urheber ziehen könnte. Der Konzern blickt auf eine ebenfalls langjährige Geschichte zurück, profitierte schon an der Teilung Deutschlands und veröffentlicht nun eine Hommage #WORAUFWIRSTOLZSIND zu Ehren 25 Jahre Deutscher Einheit. In dem Video werden in einer leider etwas übertriebenen Art und Weise zahlreiche Gründe gezeigt, mal mehr, mal weniger stolz auf unser Land zu sein. Eine schöne Zusammenfassung an Klischees, untermalt mit pompöser Musik sowie einem zukunftsweisenden Finale. Ist es nicht also doch viel spannender nach vorn zu schauen?
Dieser Beitrag wurde gesponsert von RWE
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