Lange Zeit galten die Vegetarier als „Ökos“, die mit Birkenstocklatschen und Leinengewändern unterwegs waren. Doch die vegetarische Ernährung hat sich in letzter Zeit immer mehr zu einem Trend entwickelt. Selbst namhafte Trendrestaurants kochen heute fleischlos.
Der Initiator des Berliner Popup-Restaurants „Pret a Diner“Klaus Peter Kofler spricht aus, was wohl eindeutig in der Luft liegt: „Die Zukunftsküche wird auf jeden Fall vegetarisch sein.“ Die vegetarische Ernährung verliert in seinem Restaurant das Grobgestrickte.
Ob sich die vegetarische Ernährung wirklich flächendeckend durchsetzt darf bezweifelt werden, denn auch heute ernähren sich nur drei Prozent der deutschen Bevölkerung konsequent vegetarisch. Spricht man in der Runde mal seinen letzten Restaurantbesuch an und erzählt von einem schmackhaften Menü, schaut man meist in erstaunte Gesichter und erhält nicht selten, wie für fast jede Askese, auch mal Respekt.
Das größte Problem der vegetarischen Küche ist es, dem Essen ein Zentrum zu geben. Das ja bekanntlich das Fleisch darstellt. Gemüse steuert bei einem Gericht bekanntlich nur Halbtöne bei. Schnell wandert der Blick trotz Chrysanthemen-Tempura oder Kürbisrösti schnell zum zarten Steak.
Wie sieht es mit Tofu aus? Nicht selten verbinden Vegetarier diese Ernährung auch mit dem Tierschutz. Viele wissen aber überhaupt nicht, dass für den Anbau von Tofu ganze Regenwälder abgeholzt werden und damit viele Tiere ihren Lebensraum verlieren.
Ob nun Trend oder nicht. Vielleicht sollten wir uns einfach an die Ursprünge des Vegetarismus erinnern: Nicht etwa die gesunde Lebensweise oder der Tierschutz waren dafür ausschlaggebend, sondern die Armut. Mancherorts war Fleisch so teuer, dass man es sich einfach nicht leisten konnte. Es ist etwas kurios, dass das Berliner Restaurant „Trattoria da Muntagnola“ ein Artischockengericht auf der Speisekarte hat, dass eigentlich aus einer der ärmsten Regionen Italiens stammt.
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